Die große Neuigkeit in der Gastronomieszene: Die einheimische Kette „Twelve Cupcakes“ wurde liquidiert.
Es wurde kein Grund für die Liquidation genannt. Medienberichten zufolge kam sie „plötzlich und abrupt“, und wie bei allen Liquidationen wurden die Angestellten benachteiligt. Weder die Angestellten noch ihre Gewerkschaften wussten von der Entlassung – die Nachricht erreichte die Angestellten per WhatsApp. Das Arbeitsministerium hat selbstverständlich angekündigt, den Fall zu untersuchen und zu prüfen, ob das Unternehmen gegen das Arbeitsgesetz verstoßen hat.
Die ehemaligen Angestellten haben sich nun in den sozialen Medien zu Wort gemeldet, um über ihre Situation zu berichten. Es ist wirklich herzzerreißend zu lesen, wie hart sie gearbeitet haben und dann nicht bezahlt wurden. Ausbleibende Löhne bedeuten, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, was ihre finanzielle Lage ruiniert.
Da Singapur zweifellos mit härteren wirtschaftlichen Herausforderungen und weiteren Firmenpleiten zu kämpfen haben wird, was bedeutet das für Menschen, die um ihren Arbeitsplatz bangen?
Zunächst einmal muss man akzeptieren, dass „Arbeitsplatzsicherheit“ ein irreführender Begriff ist. So sehr Arbeitgeber auch von „Fürsorge“ sprechen, muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein Großteil dieses „Versprechens“ von der tatsächlichen Zahlungsfähigkeit des Arbeitgebers abhängt. Selbst die wohlmeinendsten Chefs können keine Löhne zahlen, wenn das Unternehmen einfach keinen Gewinn erwirtschaftet. Als ich im Bistro kellnerte, war mir klar, dass das Geschäft dem Chef gehörte, der mir Lohn schuldete. Ich fühlte mich aber mitverantwortlich dafür, dass sein Geschäft gut genug lief, um mich bezahlen zu können. Wenn man merkt, dass der Laden nichts mehr verkauft, sollte man sich besser nach einem neuen Job umsehen.
Zweitens ändern sich die „Regeln“ zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Falle einer Liquidation. Es ist zwar gut, dass das Arbeitsministerium (MOM) nun verstärkt gegen Verstöße gegen das Arbeitsgesetz ermittelt, aber in Wirklichkeit wird kaum etwas passieren. Fakt ist: Das Unternehmen ist liquidiert, das heißt, es ist kein Geld mehr da. Wenn es darum geht, Geld aus dem verbleibenden Vermögen zu erhalten, kontaktiert das MOM den Liquidator, um sich über den Stand der Liquidation zu informieren und zu fragen, ob noch Geld auszuzahlen ist und wann die Auszahlung erfolgen soll. In diesem Szenario sind die Befugnisse des Arbeitsministeriums (MOM) eher symbolischer Natur, da sich der Liquidator möglicherweise verpflichtet fühlt, schneller zu arbeiten, wenn er weiß, dass eine Regierungsbehörde ihn überwacht.
Dennoch ist die Geltendmachung von Lohnansprüchen nicht aussichtslos. Liquidatoren sind verpflichtet, zu versuchen, ausstehende Gelder zurückzufordern. Laut Insolvenzrecht haben Lohnforderungen von Arbeitnehmern direkt nach den Liquidationskosten Vorrang. Sobald der Liquidator seine Kosten beglichen hat, kümmert er sich um die Lohnforderungen. Es ist wichtig zu beachten, dass sich dies ausschließlich auf Lohnforderungen bezieht. Ansprüche wie Urlaubsgeld, Kündigungsentschädigung, Krankengeld usw. werden erst später bearbeitet. Wer beispielsweise 80 Prozent seines Gehalts erhält, kann sich glücklich schätzen.
Wie können Sie Ihre Forderung geltend machen? Die Antwort liegt im Ausfüllen eines sogenannten Forderungsnachweises (Proof of Debt, POD). In diesem Formular legen Sie dar, welche Summe Ihnen das Unternehmen Ihrer Meinung nach schuldet. Da die Beweislast beim Schuldner liegt, müssen Sie Unterlagen wie Ihre Gehaltsabrechnungen, Ihren Arbeitsvertrag und alles andere beifügen, was belegt, dass Sie angestellt waren und kein Gehalt erhalten haben. Der POD für eine Gläubigerliquidation (in dem sich das Unternehmen durch die Fortführung des Geschäftsbetriebs immer weiter verschuldet) sieht etwa so aus:
Der zweite Aspekt einer Liquidation ist die Gläubigerversammlung. Im Falle einer Gläubigerliquidation muss der vorläufige Liquidator seine Bestellung in einer Gläubigerversammlung von den Gläubigern bestätigen lassen. Diese Versammlung sollte einen Monat nach Beginn der vorläufigen Liquidation stattfinden. In der aktuellen Situation wird sie voraussichtlich per Videokonferenz (z. B. Zoom) abgehalten.
Die Gläubigerversammlung wird Ihnen kein Geld auszahlen. Es lohnt sich jedoch, teilzunehmen, da Sie so einen Überblick über den Ablauf erhalten und die Wahrscheinlichkeit bzw. den Zeitpunkt Ihrer Zahlung einschätzen können. Das wichtigste Dokument ist in diesem Zusammenhang die Vermögensaufstellung (Statement of Affairs, SOA), die im Falle einer freiwilligen Liquidation etwa so aussieht:
Die SOA wird vom Geschäftsführer unter Eid unterzeichnet und listet die einziehbaren Forderungen und die jeweiligen Gläubiger auf. Muster für SOA und POD (Proof of Deposit) finden Sie auf der Website des Justizministeriums unter:
https://io.mlaw.gov.sg/files/Forms%20-%20IRD%20(Voluntary%20Winding%20Up)%20Reg%202020.pdf
Die Formulare sollten Ihnen auch vom Liquidator zusammen mit der Einladung zur Gläubigerversammlung zugestellt werden. Beachten Sie außerdem die Bekanntmachungen von Gläubigerversammlungen und die Informationen zur Dividendenausschüttung im Amtsblatt und im Wirtschaftsteil der Business Times. Die Liquidation eines Unternehmens ist für einen Arbeitnehmer eine belastende Erfahrung. Auch wenn die Lage düster erscheint, lohnt es sich dennoch, einen Antrag zu stellen, um die Chancen auf eine Entschädigung zu verbessern.
In solchen Momenten verlieren viele Mitarbeiter den Kontakt zueinander (jeder ist sich selbst der Nächste). Gerade jetzt ist es jedoch wichtig, dass die Mitarbeiter zusammenhalten und sich über die Liquidationssituation austauschen.




