Montag, 22. September 2025

Crooks Inc. geht global

Eine meiner ersten Erfahrungen mit Betrug machte ich in meiner Kindheit, ich war damals etwa acht Jahre alt. Die Schule verlangte von mir, etwas zu lesen und bat mich, meine Mutter darum zu bitten, es zu unterschreiben. Irgendwie habe ich das nicht gemacht, und um einer Strafe zu entgehen, beschloss ich, Mamas Unterschrift zu fälschen. Die Schule bemerkte es nicht – meine Mutter aber schon. Anstatt mich zu bestrafen, brachte sie mir ein für alle Mal bei, dass mein kindlicher Fehltritt mir später in Schwierigkeiten bringen könnte.

Ich ahnte damals noch nicht, dass ich später in einem Bereich arbeiten würde, in dem ich mich mit Finanzbetrug in den unterschiedlichsten Formen beschäftigen würde. Vereinfacht gesagt: Insolvenz bedeutet, dass ein Unternehmen pleitegeht, und wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, suchen die Verantwortlichen oft nach Möglichkeiten, das Vermögen zu veruntreuen. Ich erinnere mich an meine erste Untersuchung: Ein Mann war im September gestorben, erhielt aber im Oktober und November weiterhin sein Gehalt (der Scheck für November wurde erst im Januar des Folgejahres eingelöst). Ich fragte meinen Chef: „Kann ein Verstorbener Gehalt beziehen?“

Das war nur ein kleiner Vorfall, der die Tricksereien zeigt, die Menschen anstellen. Es war ein kleiner Fall, und da die Tante, die uns mit der Untersuchung beauftragt hatte, die Betroffene war, wurde die Angelegenheit stillschweigend erledigt.

Dies ist jedoch nicht der einzige Fall von Betrug. Betrug, Geldwäsche und andere Finanzdelikte sind ein eigener Wirtschaftszweig, und die Betrüger sind nicht so einfach zu durchschauen, wie in meinem ersten Fall in der Insolvenzbranche. Betrüger sind im Allgemeinen nicht dumm und nutzen jede verfügbare Technologie, um nicht erwischt zu werden. Die Aufklärung eines Finanzdeliktes ist zeitaufwendig, und die Rückgewinnung des Geldes ist ein mühsamer Prozess. Hier ein Beispiel für das „Asset Recovery Framework“ in Singapur.


Betrüger sind flexibel und anpassungsfähig. In einer Zeit, in der viele Menschen weltweit die Globalisierung ablehnen, nutzen Betrüger die grenzüberschreitenden Finanzströme aus. Ich erinnere mich an ein Seminar, das ich kürzlich bei Rajah & Tann, einer der größten Anwaltskanzleien in Singapur, besucht habe. Das Thema des Seminars war die grenzüberschreitende Vermögensrückführung in Asien. Folgendes Szenario wurde vorgestellt:






Heutzutage ist es einfach, Geld grenzüberschreitend zu transferieren. Mit wenigen Klicks über die Banking-App ist das möglich. Wer nicht so technikaffin ist, kann Bargeld abheben, die Grenze überqueren und das Geld auf ein Konto in einem anderen Land einzahlen. Die Kosten sind minimal, und selbst mit der traditionellen Methode ist man schneller als die Behörden.

Was können also die Behörden tun? Zuerst einmal müssen sie anerkennen, dass Kriminelle clever sind und man ihnen nur mit noch mehr Cleverness etwas entgegenzusetzen hat. Finanzkriminalität kennt keine Grenzen. Das aus einer Straftat in Land A erbeutete Geld landet zwangsläufig in den Ländern B, C und D.

Regierungen arbeiten zusammen und versuchen, Urteile in einem Land auch in anderen Ländern anerkennen zu lassen. Beispiele dafür sind internationale Polizeiorganisationen wie Interpol.

Positiv ist auch, dass der private Sektor in diese Richtung agiert. In Singapur wurde der Rechtsmarkt für internationale Anwaltskanzleien geöffnet. Die singapurischen Anwaltskanzleien verteidigen nicht nur ihren eigenen Markt, sondern expandieren auch in andere Länder. So können Anwälte aus verschiedenen Jurisdiktionen ihr Wissen bündeln und grenzüberschreitende Fälle bearbeiten. Isolationismus ist für die Behörden keine Option.



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